DIE BEDEUTUNG DES ARBEITSPLATZES AUF DIE GESUNDHEIT DES MENSCHEN

22. April 2019,      

Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für Großraumbüros, obwohl Experten sich einig sind, dass diese Art von Büros für die MitarbeiterInnen nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische Belastung darstellt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ArbeitnehmerInnen in Großraumbüros nicht nur doppelt so viele Fehltage wie ihre KollegInnen aufweisen, sondern dass auch mit Zunahme der Bürogröße und Anzahl der MitarbeiterInnen simultan die Häufigkeit von Beschwerden wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Schweregefühl im Kopf, brennende Augen und Kopfschmerzen steigt. Angestellte in Großraumbüros leiden des Weiteren unter Reizüberflutung, Verlust der Privatsphäre und Verminderung der Konzentration.

Als belastende Faktoren werden Lärmpegel, ständig unter Beobachtung stehen, schlechte Luft im Raum, Temperatur, Störungen durch Gespräche, Telefonate anderer Personen und der Durchgangsverkehr genannt. Auch der Irrglaube transparentes Arbeiten erhöhe die Produktivität, wird mit dem „Transparenz Paradoxon“ widerlegt.

Großraumbüros und ein Chef, der seine MitarbeiterInnen ständig im Blick hat, führen dazu, dass MitarbeiterInnen aufgrund der Beobachtung das Gefühl haben zu demonstrieren, wie beschäftigt sie sind. Sie blättern fleißig in Unterlagen, obwohl sie sich gedanklich wo anders befinden, klopfen auf ihre Tastatur oder tätigen hektisch Anrufe – doch oft ohne Sinn. Eine Leistungssteigerung bis zu 15 % kann erreicht werden, wenn MitarbeiterInnen Privatsphäre besitzen (Absurdes aus der Arbeitswelt, Klaus Werle). Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz geht sogar davon aus, dass die Fehlerhäufigkeit in Großraumbüros um 113 Prozent ansteigt.

Demnach sind Voraussetzungen für einen gesunden Arbeitsplatz aus psychologischer Sicht:

  • die Erfüllung des Bedürfnisses nach Privatheit
  • die Aneignung des Raumes und
  • die Einbindung der MitarbeiterInnen bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes

Das Bedürfnis nach Privatheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Hierbei geht es nicht nur um den Rückzug vor anderen, sondern auch um die Kontrolle von Außenreizen. Der Mensch möchte selber entscheiden, welche und wie viel Informationen jemand von ihm bekommen soll und mit welchen Informationen und Reizen er sich beschäftigen möchte - denn Reizüberflutung stresst den Menschen. Privatheit zu bieten, heißt nicht Rückzug in Einzelbüros, sondern kann in unterschiedlichen Settings (ruhige Arbeitszonen – Teambereiche) erzielt werden.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Aneignung des Raumes durch Markierung des Territoriums, indem Gegenstände meist privater Natur platziert werden. Die Personalisierung des Arbeitsplatzes trägt zur Identifizierung mit dem Unternehmen bei. MitarbeiterInnen, die sich auf Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, halten sich dort gerne auf, sind motivierter und leistungsfähiger.

Desk-Sharing hingegen widerspricht dem Prinzip der Aneignung eines Raums und kann nur durch die Möglichkeit der Nutzung eines Home Office ausgeglichen werden. Raumkonzepte, die diesen wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen, sind sogenannte Kombibüros. Eine Mischung aus größeren Besprechungsräumen, Raumnischen, die auch für informelle Kommunikation geeignet sind und Büros, in denen in Ruhe und ohne „Lärmbelästigung“ gearbeitet werden kann.

Individualisierung, Einbindung der MitarbeiterInnen, Möglichkeit der Personalisierung des Arbeitsplatzes sind wesentliche Komponenten, um einen Arbeitsbereich zu schaffen, an dem MitarbeiterInnen sich wohlfühlen und somit optimale Leistungen abliefern können.

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