Herzlich Willkommen! Seit 1. April 2019 hat das ASZ eine neue Ärztliche Leitung

16. Juli 2019,      

Dr. Widhalm, welchen Stellenwert hat für Sie die Arbeitsmedizin?
Die Arbeitsmedizin ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten Disziplinen überhaupt, denn sie betreut in ihrer Gesamtheit alle arbeitenden Menschen. In Österreich sind das etwa 2,4 Mio unselbständig Beschäftigte, für die wir Arbeitsmediziner einen Teil der Verantwortung übernehmen. Über 150.000 betreute Patienten (inkl. Begehungsstandorte) sind allein in der ASZ Datenbank dokumentiert und die Zahl derer, die direkt und indirekt betreut werden, ist noch größer.

Worauf möchten Sie Ihre ärztliche Leitungsfunktion im ASZ fokussieren?
Die Arbeitsmedizin hat die Möglichkeit mit nur wenigen Sätzen, z. B. in einer ASA viel Positives für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines Unternehmens zu bewirken. Das setzt ein erstklassiges arbeitsmedizinisches Team, eingebettet in ein interdisziplinäres Team von Sicherheitsexperten und Experten aus anderen Gesundheitsberufen, und ein kontinuierliches, proaktives Engagement beim Kunden voraus. Beides ist im ASZ vorhanden und beides möchte ich verstärkt forcieren.

Mit welchen Herausforderungen hat man heute in der Arbeitsmedizin zu kämpfen?
Die Arbeitsmedizin und mit ihr die Betriebliche Gesundheitsförderung sind nicht mehr ein Kann, sondern ein Muss in den Betrieben geworden. Ein Vollzeitarbeitsmediziner betreut heute zwischen 5.000 und 10.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen direkt am Arbeitsplatz. Dazu leistet er auch noch einen großen Beitrag im Bereich des Screenings nach Krankheiten. 2018 wurden beispielsweise durch die Arbeitsmedizin 2.136 Sehtests, 569 Spirometrien, 796 Audiometrien sowie 7.986 Impfungen, die eigentlich Haus- oder Betriebsarztleistungen sind, durchgeführt. Dazu kommt noch die Beratung und Information der Geschäftsführung im Sinne der Mitarbeitergesundheit. Der Aufgabenbereich wird also immer größer und es wird einfach mehr Zeit benötigt, was im Umkehrschluss mehr Nachfrage nach Arbeitsmedizinern bedeutet. Leider ist es nicht zu leugnen, dass die Arbeitsmedizin von der Allgemeinheit und den ärztlichen Kollegen häufig unterschätzt wird, dabei ist es meiner Meinung nach, eines der komplexesten medizinischen Gebiete, wenn das Potenzial ausgeschöpft wird.

Beziehen Sie sich hierbei auf den Grundsatz der Medizinischen Moral?
Der Grundsatz der Medizinischen Moral, primum non nocere, secundum cavere und tertium sanare – erstens nicht schaden, zweitens vorsorgen und verhüten und drittens heilen, hat noch immer Gültigkeit. Und ich bin auch davon überzeugt, dass die Reihenfolge die Richtige ist. Es ist wichtiger der Krankheit zuvorzukommen, als sie nachher zu behandeln. Es ist bekannt, dass es gerade die präventiven Ansätze der Medizin sind, die dazu beitragen, dass unsere Lebenserwartung steigt, die Kindersterblichkeit gesunken ist und wir ein immer gesünderes Leben bis ins hohe Alter führen können. Dies ist unter anderem den verbesserten Hygiene- und Umweltbedingungen, den Schutzimpfungen und der Reduktion schädigender Einflüsse in der Arbeitswelt zu verdanken.

Gibt es noch etwas, das Sie abschließend sagen möchten?
Ich möchte nochmals betonen, wie wichtig die Arbeitsmedizin in der Arbeitswelt und damit eigentlich für uns alle ist. Dafür werde ich mich in meiner Funktion als Ärztlicher Leiter des ASZ bei meinem ärztlichen Team und bei allen Institutionen und Ausbildungsstätten weiterhin stark machen.